Hier schildert unsere Schülerin Alma aus der Klasse 6 einmal in der Woche ihre Empfindungen und Erlebnisse in der momentanen Situation.
1. Woche: (21. März 2020)
Alltag und Corona-Virus
Als uns vor zwei Wochen gesagt wurde, dass der Corona-Virus, DAS aktuelle Thema im Fernsehen und im Radio nun auch dazu führen könnte, dass alle Schulen vorübergehend geschlossen werden müssen, wollte ich zunächst meine Augen davor verschließen. Dennoch kam ich nicht darum herum, mir vorzustellen, wie es wohl wäre, die ganze verbleibende Zeit bis zu den Osterferien allen Hobbys, Aktivitäten, Verabredungen und der Schule fern zu bleiben. Es wäre schrecklich langweilig und eintönig. Nun ist es passiert. Es ist nicht ganz so extrem, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der digitale Unterricht über Lo-Net ist spannend und unterhaltsam. Dennoch ist es nicht dasselbe wie sonst. Es ist nicht so, wie ich es gewohnt bin. Ich sitze nicht neben meinen Freunden und wache morgens oft viel zu früh auf. Die Straßen sind wie ausgestorben und ich merke vielen Menschen, die trotz der gegenwärtigen Situation um mich herum sind, an, dass sie Angst haben. Sie kennen den Virus nicht und fühlen sich aufgrund der Lage nirgendwo sicher. Zwar macht mir die Situation keine Angst, da ich weiß, wie unwahrscheinlich es dank der aktuellen Begebenheiten ist, dass ich oder eine Person aus meiner Familie oder meinem Freundeskreis infiziert wird, aber dennoch fühle ich mich nicht so sicher wie sonst. Ich bleibe mit meinen Freunden über Telefonate und WhatsApp in Kontakt. Auch, wenn das nicht dasselbe ist, macht es Spaß und ich fühle mich ein wenig sicherer.
2. Woche: (27. März 2020)
In der zweiten Woche der Schulschließung ist alles in gewisser Weise leichter geworden. Ich habe gelernt, richtig mit den digitalen Arbeitsaufträgen umzugehen und Lo-Net richtig zu bedienen. Jedoch hätte ich niemals gedacht, dass ich meine Klasse so schnell vermissen würde. Irgendwie fehlt mir jeder einzelne. Ich muss mich daran gewöhnen, nur mit meinen Freunden zu telefonieren, anstatt sie persönlich zu sehen. Das ist für mich das allerschwerste, auch wenn es Spaß macht, mit meinem besten Freund zu skypen und zu telefonieren. Manchmal telefoniere ich auch mit mehreren gleichzeitig, auch wenn das manchmal schwierig ist. Es ist traurig, jeden Tag das Radio einzuschalten und nur von abgesagten Veranstaltungen, neuen Infizierten und weiteren Todesfällen zu hören. Noch trauriger ist es jedoch, nicht zu wissen, wie lange die Krise noch dauern wird und wie ich meine Freunde noch nur am Telefon hören werde.
3. Woche: (03. April 2020)
Nun neigt sich die dritte Woche der Schulschließung dem Ende zu. Ich habe viel gemacht. Am Mittwoch war mein 12. Geburtstag. Ich habe mir selber das Inline-Skaten beigebracht, Schularbeiten erledigt und bin viel draußen gewesen. Wir haben mit Freunden eine Art selbst ausgedachte Geo-Cashing-Tour unternommen, in der jeder Hinweise für die anderen hinterlegt hat. Zum Schluss haben diese zu einem Safe mit Zahlenschloss geführt. Auf diese Weise haben wir nicht bloß Spaß gehabt, sondern sind auch 7 km gelaufen. Trotz allem vermisse ich alle meine Freunde und Mitschüler und hoffe, sie nach Osterferien gesund und munter wiederzusehen.
Osterferien (06.-17. April 2020)
4. Woche: (24. April 2020)
Da ich mich mittlerweile an die Situation gewöhnt habe, habe ich mittlerweile viel weniger Schwierigkeiten. Wir haben uns unter Anderem Spiele ausgedacht, die wir mit Freunden spielen können, ohne uns dafür mit ihnen treffen zu müssen. Z.B.: Szenen aus berühmten Filmen nachstellen, sie fotografieren und an Freunde schicken, die den jeweils dazugehörigen Film erraten. Selbstverständlich kann man sich hierbei auch abwechseln. Auch wenn solche Spiele großen Spaß machen, wird es für mich immer schwieriger, ohne meine Freunde, Hobbys und die Schule klarzukommen und wenn im Fernsehen oder im Radio das Thema Corona-Virus angesprochen wird, möchte ich mir mittlerweile am liebsten die Ohren zuhalten.
6. Woche (11. Mai 2020)
Als ich gehört habe, dass ich womöglich bald wieder zur Schule gehen kann, habe ich mich sehr gefreut. Inzwischen hängt ein selbst gebastelter Kalender über meinem Bett, in dem ich die Tage zähle. Übrigens achte ich seit kurzem wieder darauf, was im Fernsehen und im Radio über den Virus gesagt wird, da ich hoffe gute Neuigkeiten zu hören, was auch oft der Fall ist. Ich denke, dass die Lockerungen der Maßnahmen ein gutes Zeichen sind und die Anzahl der Infizierten weiterhin sinkt. Dennoch frage ich mich oft, wie lange es noch dauern wird, bis es einen Impfstoff geben wird oder wie es dann weitergehen wird. Schließlich wird der Virus nie wieder aus unserem Leben verschwinden, auch wenn ich hoffe, dass, wenn es so weit ist, schnell alles wieder wie früher wird.
7. Woche (18. Mai 2020)
Da die Schule bald wieder losgeht und man sich auf Abstand mit Freunden treffen kann, bin ich etwas optimistischer geworden. Jedenfalls fühle ich mich so. Ich war etwas enttäuscht, als ich erfahren habe, dass ich bis zu den Sommerferien nur noch 6 mal zur Schule gehen werde und hoffe, dass es nach den Ferien nicht so weiter geht wie bisher. Als ich meine Eltern gefragt habe, wie lange es vermutlich dauern wird, bis es einen Impfstoff gegen den Corona-Virus geben wird, haben sie geantwortet, dass es noch 3 Jahre dauern könnte. Ich versuche oft, mich mit dem Gedanken zu trösten, dass der durch die gegenwärtige Situation verringerte CO2-Ausstoß vermutlich positive Einwirkung auf das Klima hat. Ich bin der Hoffnung, dass dies ein Beitrag dazu sein könnte, den Klimawandel aufzuhalten. Meiner Meinung nach sollte wir versuchen, an einem derartigen Beispiel das Beste aus der Situation zu machen.