„Wir haben einen ganz anderen Blick auf Kirche bekommen!“ Dies war die erste Rückmeldung aus einem der Religionskurse, die im Oktober 2021 an der von missio ermöglichten Begegnungsveranstaltung mit Bischof Stephen Dami Mamza teilgenommen hatten. Als der Bischof in der Aula des Inda-Gymnasiums von Gottesdiensten in Nigeria erzählte, bei denen etwa zweitausend Menschen gemeinsam feiern, löste er Erstaunen aus. Dass die Kirche in Nigeria eine „junge“ und aktive Kirche ist, belegte unser Gast, der seit 2011 als Bischof von Yola im Nordosten von Nigeria im Amt ist, mit seinem Bericht über das Engagement der katholischen Kirche für einen interreligiösen Dialog. Dabei sind die Lebensbedingungen in Nigeria alles andere als günstig: Arbeitslosigkeit und Armut bestimmen das Leben vieler Nigerianer, Korruption und religiös geprägte Konflikte zwischen Christen und Muslimen nehmen zu. Im Nordosten des Landes agiert mit Gewalt und Terror die islamistische Gruppe Boko Haram, die (westliche) Bildung als religiös verboten ablehnt. Yola als Hauptstadt des Bundesstaates Adamawa wurde daher seit 2014 zum Ziel Hunderttausender Binnenflüchtlinge, die Einwohnerzahl der Stadt verdoppelte sich. Auf dem Kirchengelände in Yola campierten über mehrere Jahre hinweg hunderte Menschen, und es konnten nicht alle Familien in ihre Heimat zurückkehren.
Bischof Stephen realisierte ein aufsehenerregendes Projekt, das nun den 86 verbliebenen geflüchteten muslimischen und christlichen Familien eine neue Heimat bietet: Mit der Unterstützung von missio konnte 2021 ein Dorf eingeweiht werden, das aus 86 Wohnhäusern, einer Schule, einer Kirche und einer Moschee besteht. Dass ein katholisches Bistum eine Moschee finanziert, wurde heftig diskutiert – vor allem angesichts der Tatsache, dass umgekehrt den Christen in vielen Regionen Nigerias kein Landerwerb und erst recht kein Kirchenbau gestattet wird. Bischof Stephen aber lebt den interreligiösen Dialog und erfüllte den muslimischen Familien ihren Wunsch nach einem eigenen Gebetshaus. Darüber hinaus sieht er den Bau der Moschee als deutliches Zeichen: Er erhofft sich dadurch weitere Schritte hin zur religiösen Toleranz und zur Anerkennung der Religionsfreiheit. Eine Haltung, die auch europäische Gesellschaften sich zum Vorbild nehmen können.
Entsprechend zeigten sich die Schülerinnen und Schüler aus vier Oberstufenkursen beeindruckt von Bischof Stephens Engagement und stellten viele Fragen zu seinem Werdegang als Pfarrer und Bischof, zum Alltag in Nigeria und zu politischen und zu weltanschaulichen Themen, die der Bischof freundlich und geduldig beantwortete. Frau Anke Reermann vom Bistum Aachen gab ergänzende Informationen zur Arbeit des katholischen Hilfswerks missio, das die Aufgaben von Bischof Mamza durch Projektfinanzierung unterstützt und im Rahmen des Weltmissionssonntags den Deutschlandbesuch des Bischofs organisiert hat. Das Projekt „Fairer Handel am Inda“ spendete spontan 300 Euro, unter anderem aus einem Preisgewinn. Sehr gerne bleiben wir auch weiterhin mit Bischof Stephen in Kontakt, um mehr von seiner Bildungs- und Friedensarbeit zu erfahren und diese sinnvoll zu unterstützen.
Auch die Unesco AG hatte die Gelegenheit, mit Bischof Stephen Mamza zu sprechen. Im vergangenen Schuljahr hatte die AG zwei Spendenaktionen organisiert, die finanzielle Unterstützung für Menschen und vor allem Kindern in Nigeria brachten. So kamen der Bischof und die Sechstklässler*innen schnell ins Gespräch.
Bischof Mamza beantwortete detailliert die vielen verschiedenen Fragen, die wir gesammelt hatten. Er berichtete von seiner glücklichen aber auch teils schweren Kindheit, seinem Alltag zuhause, der wundervollen Natur und Tierwelt, dem Unterschied zwischen ländlichem und städtischem Leben in Nigeria und auch von seinen Erfahrungen mit jungen Opfern der Terrororganisation Boko Haram.
Beeindruckend fanden die Schülerinnen und Schüler der AG neben seinem Einsatz für die Opfer von Entführungen, mit welchem Enthusiasmus Bischof Mamza über den Geschmack der Früchte und die Schönheit der Tierwelt in Nigeria sprach. Betroffen machten sie die Informationen zur Situation in Schulen und der hohen Anzahl von Kindern, die gar nicht zur Schule gehen.
Das Interview mit Bischof Mamza war für alle Beteiligten hochinteressant und wir hoffen, dass wir mit ihm in Kontakt bleiben. Vor allem würden wir gerne weiter verfolgen, wie seine Pläne zum Bau einer weiterführenden Schule in seiner Diözese verwirklicht werden können.